Andervang siegt im Taunus auch ohne Schnee
Die 2. ADAC-Hochtaunus-Rallye eröffnet die deutsche Rallyesaison 2025 und die Punktejagd im Schotter-Cup, die mit einem überlegenen Sieg des Hyundai-Piloten Stig Andervang endet.
Fast 500 Meter über dem Meeresspiegel liegt das Taunusdorf Riedelbach, der Dreh- und Angelpunkt der Hochtaunus-Rallye. Drei Durchgänge sind auf einer herrlichen Prüfung durch Wald und Flur zu absolvieren, aufgeteilt in einen 7 km langen Sprint und einen ebenso langen Rundkurs in den beiden ersten Schleifen und beim dritten Mal ein 9-km-Sprint. Das ergibt 38 WP-Kilometer, davon 34% Asphalt und 66% Schotter. Doch Petrus schickt zwar keinen Schnee, dafür aber Frost und Nieselregen am Freitagabend. An schattigen Stellen bilden sich Eisplatten, die die rührigen Organisatoren auch durch Salz nur halbwegs entschärfen können. Viel Feingefühl in den Bremszonen wird den Fahrern abverlangt!
Stig Andervang hat die erste Ausgabe vor zwei Jahren gewonnen und wird auch jetzt als haushoher Favorit gehandelt, zumal sein Hyundai i20 Rally2 das einzige Auto in der Top-Kategorie ist. Aber der 66-jährige Schwede ist vor der Rallye aufgekratzt wie (fast) immer: Die neue Copilotin Sofie Sjöberg starte erstmals im Ausland und kenne keine Rundkurs-Prüfungen, die Reifen hätten keinerlei Grip, ein Recce-Auto habe er nicht auftreiben können, beim Ablaufen des Asphaltwegs unterhalb des Flugplatzes sei Sofie auf Eis ausgerutscht und gestürzt. Und überhaupt wisse er nicht, ob er antreten könne, weil der Tuner behaupte, dass der Hyundai bei Minusgraden nicht anspringe. Der Motor sieht das lockerer und springt doch an ohne zu grummeln. Andervang gewinnt die WP1 mit elf Sekunden Vorsprung, die WP2 mit nur 4 und die WP3 mit 18 Sekunden. So geht es weiter, im Ziel hat er 73 Sekunden Vorsprung und feiert mit Sofie Sjöbergden Taunus-Gesamtsieg.
Um Platz 2 wird ein Duell zwischen den Mitsubishi-Assen Raphael Ramonat und Herbert Lösch erwartet. Doch Lösch fängt sich nach zwei Drehern zu Beginn einen Rückstand ein, holt auf dem Rundkurs drei Sekunden gegen Ramonat auf und muss den Evo 9 auf WP 3 mit einem technischen Defekt abstellen. So fahren Ramonat und seine erst 20-jährige Beifahrerin Josephine Finger völlig ungefährdet auf den Ehrenplatz. Mit ebenso viel Luft nach vorn und nach hinten feiern Björn Becker und Dirk Mürkens im Audi 90 Quattro den dritten Gesamtrang und den NC2-Klassensieg.
Auf den Plätzen 4 und 5 landen bereits die ersten Fahrzeuge ohne Allradantrieb. Fabian Schulze, diesmal mit Jan Bemmann auf dem heißen Sitz, liefert ein tadelloses Debüt im neuen Peugeot 208 Rally und lässt den erfahrenen Norman Kreuter und Jacqueline Kaiser um 12 Sekunden hinter sich.
Ein verbissenes Duell liefern sich die Lokalmatadoren Mario Urban (BMW 318 Compact) und Denis Teves (BMW 318is) um den Sieg in der 2-Liter-Klasse. Mehrfach wechselt die Führung, nach einem Dreher von Urban kurz vor dem Ziel der letzten Prüfung erreich Teves mit knappem Vorsprung das Ziel. Doch Teves hat vor der WP 4 zwischen ZK und Startlinie einen platten Reifen gewechselt und wird wegen Verstoßes gegen die Parc-Fermé-Regeln von den Sportkommissaren disqualifiziert – hart und unglücklich, aber korrekt. Doch gleichzeitig verfügen die Spokos, dass die nachfolgenden Fahrer nicht aufrücken, so dass Platz 6 sowie Platz 1 in der Klasse unbesetzt bleiben. Diese Entscheidung ist höchst fragwürdig, weil sich Teves einen Vorteil verschafft hat, denn der regelkonforme Wechsel nach dem Start zur WP 4 hätte mindestens 3 Minuten gekostet und Teves weit zurückgeworfen. Leidtragende sind Mario Urban und Michelle Schafferhans, die sowohl um den Klassensieg als auch um die Führung im Schotter-Cup gebracht werden. Auch Lars Schneider und Yannik Keller verlieren dadurch wichtige Punkte im Schotter-Cup und DMSB Schotter-Rallye Cup.
In der Klasse bis 1600 cm³ liegen Pech und Glück dicht beisammen. Honda-Pilot Pierre Günther fällt nach Baumkontakt als einziger Teilnehmer durch Unfall aus, während Martin Hartmann und Franziska Beyer im Allrad-Swift die Klasse NC4 vor ihren Markenkollegen Thomas Leonhardt und Petra Litfin mit dem frontgetriebenen Swift gewinnen – mit viel Glück. Denn Hartmann hat nach einem elektrischen Wackelkontakt das erste Regrouping mit 18 Minuten Verspätung erreicht. Vor sieben Wochen noch hätte das den Wertungsverlust bedeutet, doch seit dem 1. Januar ist die Karenzzeit im Rallye-Reglement von 15 auf 30 Minuten erhöht worden – warum eigentlich? – und bleibt laut Ausschreibung sogar strafpunktfrei.
Bei den seriennahen Fahrzeugen der Gruppe G gewinnen die bayerischen Routiniers Alois Scheidhammer und August Regner im BRT-Subaru mit Turbodiesel nicht nur überlegen ihre Klasse NC8, sondern landen noch vor dem NC6-Sieger Karl-Heinz Cramer, der beim Anbremsen auf einer Eisplatte eine Schikane abräumt und 30 Strafsekunden erhält.
Solche Schikanenfehler sind bei der Hochtaunus-Rallye relativ häufig, denn gerade die Bremszonen sind an etlichen Stellen vereist. Die winterlichen Verhältnisse sind anstrengend, aber die Ausfallquote ist minimal: Nur 1 Ausritt und drei technische Defekte, 89% der 35 gestarteten Fahrzeuge stehen abends im Parc Fermé. Die Teilnehmer haben mit Erfolg bewiesen, dass sie mit Köpfchen fahren können.
Ergebnis 2. ADAC Hochtaunus-Rallye 2025 |
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1. |
Stig Andervang / Sofie SjöbergKarlsson |
Hyundai i20N Rally2 |
RC2 |
30:07,6 |
2. |
Raphael Ramonat / Josephine Finger |
Mitsubishi Evo 10 |
NC1 |
+ 1:13,7 |
3. |
Björn Becker / Dirk Mürkens |
Audi 90C Quattro |
NC2 |
+ 2:36,5 |
4. |
Fabian Schulze / Jan Bemmann |
Peugeot 208 Rally |
RC4 |
+ 3:17,2 |
5. |
Norman Kreuter / Jacqueline Kaiser |
Peugeot 208 Rally |
RC4 |
+ 3:17,2 |
7. |
Mario Urban / Michelle Schafferhans |
BMW 318ti E36 |
NC3 |
+ 3:42,8 |
8. |
Lars Schneider / Jakob Hoffmann |
BMW 320ti E36 |
NC3 |
+ 4:16,4 |
9. |
Yannik Keller / Lilly Kunz |
Ford Fiesta ST 150 |
NC3 |
+ 4:24,4 |
10. |
Ralf Jordan / Christopher Sembritzki |
Opel Ascona B |
NC3 |
+ 4:27,3 |
11. |
Jan Lauth / Benjamin Hauffe |
BMW 318is E30 |
NC3 |
+ 4:36,1 |
12. |
Alois Scheidhammer / August Regner |
Subaru Impreza 2.0 D |
NC8 |
+ 4:41,5 |
Stand Schotter-Cup: 1. Raphael Ramonat 518, 2. Mario Urban 516, 3. Björn Becker 502, 4. Fabian Schulze 493, 5. Lars Schneider 467, 6. Alois Scheidhammer 462, 7. Yannik Keller 440, 8. Karl-Heinz Cramer 409, 9. Martin Hartmann 398, 10 Thomas Leonhardt 365
Nächster Lauf Schotter-Cup: Rallye Lutherstadt Wittenberg am 7./8. März
Quelle: Taunus Racing Team